Alle Gefühle gehören zum Leben dazu,….
…..sie erfüllen wichtige Funktionen und machen uns auf etwas aufmerksam. Beispielsweise die Wut kann uns darauf aufmerksam machen, dass ein Bedürfnis oder unsere Grenze verletzt wurde. Wenn wir die Ursache hinter dem Gefühl verstehen, wird das Gefühl zu unserem Freund und wir können für uns einstehen.
Stolz macht uns evtl darauf aufmerksam, dass wir etwas erreicht haben, für das wir uns anstrengen mussten oder an das wir selbst nicht geglaubt haben. Stolz kann uns mit positiver Energie füllen, wenn wir uns erlauben, stolz zu empfinden.
Deshalb geht es nicht darum, Gefühle zu verteufeln, denn dann schieben wir sie nur bei uns oder unseren Kindern ins Unbewusste, von wo aus sie weiteragieren und uns unbewusst beeinflussen. Stattdessen können wir sie wahrnehmen, unseren Kindern erklären und Wege aufzeigen, wie konstruktiv mit ihnen umgegangen werden kann.
Statt die Gefühle zu bewerten, können wir hinter das Gefühl schauen und seinen wahren Grund erkennen.
Bsp.:
In letzter Zeit reagiert Marlene ihren Kindern gegenüber genervt. Sie fühlt sich als stünde sie ständig unter Strom. Dabei war sie immer stolz auf ihre Ausgeglichenheit und wollte ihre Kinder niemals anschreien. Gemeinsam mit ihrem Partner hatte sie sich entschieden, die ersten Jahre zuhause zu bleiben. Jetzt ist sie nur noch genervt und gereizt. Sie schaut hinter dieses Gefühl und erkennt die Ursache. Sie genießt es zwar mit ihren Kindern zuhause zu sein, doch sie fühlt sich von der Gesellschaft in ihrer Rolle als Hausfrau abgewertet. Dieses Gefühl kennt sie gut aus ihrer Kindheit und von ihrem Vater, der oft abwertend über Hausfrauen gesprochen hat. Nachdem sie das erkannt hat, relativiert sich auch ihr Gefühl. Mit ihrem Mann bespricht sie, dass sie mehr Auszeiten nimmt, um sich selbst die Wertschätzung entgegen zu bringen, die sie sich von anderen wünscht.
Gehirnentwicklung
Auch wenn dieser Blog die pädagogische Sicht widerspiegelt, erscheint es mir hier wichtig, auf die Gehirnentwicklung kurz einzugehen.
Das Gehirn entwickelt sich bis ca 25 Jahre. Je jünger die Kinder sind, desto mehr leben sie aus der rechten Gehirnhälfte, die für das Gefühl und Instinkthafte steht. Erst im Lauf ihrer Entwicklung reift die linke Hälfte heran und Kinder beginnen analytisch zu denken. Erst mit ca 6 / 7 Jahren verbinden sich diese beiden Hälften und Kinder können Zusammenhänge nachvollziehen, verstehen.
Dies erklärt, weshalb Kinder von ihren Gefühlen überwältigt werden, sei es, wenn sie an Grenzen stoßen, überreizt oder überfordert sind.
Kinder können ihre Gefühle noch nicht einordnen oder verstehen. Sie spüren nur die Kraft und das Chaos der Gefühle in sich.
- Kinder lernen erst noch ihre eigenen Gefühle kennen und verstehen.
- Sie lernen mit der Zeit, dass Gefühle kommen und gehen
- Sie lernen erst noch, diese starken Gefühle in sich auszuhalten.
Je jünger Kinder sind, desto weniger sind sie in der Lage ihre Gefühle zu regulieren. Kinder benötigen Bezugspersonen, die sie dabei unterstützen, wieder aus dem inneren Gefühlschaos auszusteigen.
- Sie brauchen Bezugspersonen, die ruhig ihnen zur Seite stehen und nicht im eigenen Gefühlschaos versinken.
- Sie brauchen Bezugspersonen, die ihnen ihre Gefühle kurz erklären und sie während oder anschließend in die Arme nehmen und damit zeigen, es ist in Ordung dieses Gefühl zu haben.
- Sie brauchen Bezugspersonen, die mit dem Kind über Gefühle reden und ihnen zeigen, dass auch sie als Erwachsene Gefühle haben und wie man angemessen damit umgeht.
- Sie brauchen Bezugspersonen, die ihre Gefühle aushalten können und die sie weder ablenken noch mit Ersatz (z.B. Süßigkeiten) betäuben wollen.
- Sie brauchen Erwachsene, die ihnen zeigen, dass sie auch mit starken Gefühlen geliebt werden
- Sie brauchen Erwachsene, die ihnen aufzeigen, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen können.
Erst im Laufe ihrer Entwicklung lernen Kinder, mit ihren Gefühlen umzugehen, diese zu regulieren und angemessen zu äussern. Dies lernen sie von ihren Eltern und Bezugspersonen und deren Umgang mit Gefühlen. Dies lernen sie nicht indem sie bewertet oder bestraft werden, sondern indem die Erwachsenen……..
Vorbild sind
………..ihnen ein gutes Vorbild sind. Im Idealfall leben die Eltern vor, wie Kinder mit der Wut gewaltfrei umgehen können. Folgende Schritte können hierbei hilfreich sein:
- durchatmen und innehalten
- dem Kind kurz mitteilen „ich möchte gerade mich erst mal beruhigen, dann reden wir weiter“
- Situation für sich reflektieren
- dem Kind kurz erklären, warum man wütend geworden ist ( möglichst den Grund nicht beim Kind suchen, da es meist nicht der Grund sondern der Auslöser ist. Gründe sind vielleicht viel eher Müdigkeit, Stress…..)
- entschuldigen, falls man laut geworden ist oder das Kind mit Worten verletzt hat
- mit dem Kind gemeinsam Lösungen für die Situation zu suchen
- oder falls der Konflikt wegen einer Grenze von unserer Seite entstanden ist, kurz erklären, jedoch bei der Grenze bleiben und dem Kind so Verlässlichkeit und Halt geben.
- bevor man überreagiert, lieber kurz aus dem Raum gehen. Wichtig ist hier, dass das Kind sich in einer seinem Entwicklungsstand sicheren Umgebung befindet.
- dem Kind aufzeigen, wie es mit der Wut umgehen kann. z. Bsp. auf Kissen hauen, mit Kind gemeinsam Runde durch den Garten rennen….
……über die Situation und Gefühle reden
Kinder brauchen Eltern, die ihnen die Welt erklären. Dabei sollten die Eltern bedenken, dass die Kinder in der Entwicklung sind und ihre Gründe andere als bei uns Erwachsenen sind. Kinder handeln nicht logisch, sondern aus dem Moment und dem Gefühl heraus. Solange das Kind noch von dem Gefühl stark besetzt ist, ist es oft nicht möglich mit ihm zu reden. Hier hilft manchmal nur, das Kind in den Arm zu nehmen oder zumindest als Eltern dabei zu bleiben und dem Kind zu signalisieren, ich bin da und halte das mit dir aus. Nach der Situation kann man kurz mit dem Kind über die Situation reden, ihm die Gefühle erklären und eine alternative Handlungsweise aufzeigen.
Als Eltern besteht die Gefahr, dass man sich selbst und die Situation bewertet und denkt, dass man als Eltern versagt hat, wenn das Kind wütend ist, dass alle anderen es besser hinbekommen. Oder man sieht sich aus den Augen der anderen und überlegt, was die Nachbarn oder die zuschauenden Leute denken. Dann trennt man sich aus der eigenen Kraft und der Verbindung mit dem Kind. Das Kind spürt dies und verliert noch mehr den Halt. Daher ist es gut, wenn man als Eltern mit sich selbst in Verbindung bleibt und den Fokus auf sich und das Kind lenkt. Hilfreich ist es hier, sich auf den Atem zu konzentrieren und bewusst ein- und auszuatmen.
Kindheitserfahrungen der Eltern
Die Reaktionen von Eltern auf die Gefühle ihrer Kinder sind geprägt von den eigenen Kindheitserfahrungen der Eltern.
Bsp.:
Marius hatte einen Vater von dem er heute sagt, dass er zwei Gesichter hatte. Auf der einen Seite war er freundlich, verständnisvoll. Auf der anderen Seite fing er jedoch aus heiterem Himmel an zu schreien und ihn zu bestrafen. Für Marius fand dieses Verhalten ohne ersichtlichen Grund statt. Als Kind versuchte Marius die Launen seines Vaters genau abzuschätzen und eigenes Verhalten den Stimmungen anzupassen. Als Marius selbst Vater wird, erkennt er in den starken kindlichen Gefühlen seines Sohnes die Unberechenbarkeit seines Vaters. Anstatt seinen Sohn trösten zu können, versinkt er selbst in seinen starken Gefühlen. Erst in einer Therapie erkennt er dieses Muster und kann es verändern.
Wenn Eltern unter einem cholerischen oder gewalttätigen Elternteil litten, erzeugen die starken Gefühle der eigenen Kinder möglicherweise Angst. In den Eltern wird das frühere Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins ausgelöst. Eventuell versucht man als Eltern dann das Gefühl bei den Kindern zu unterdrücken oder reagiert selbst sehr impulsiv darauf. Hier kann es hilfreich sein, sich hinterher in einer ruhigen Minute noch einmal in die Situation hineinzudenken und hinter die Ursache des eigenen Gefühles zu kommen und sich überlegen, wie eine angemessene Reaktion ausgesehen hätte. Je öfter wir unsere Handlungen reflektieren und positive Handlungen im Geist durchspielen, desto eher erinnert sich unser Gehirn in zukünftigen Situationen daran.
Weitere Handlungsmöglichkeiten in gefühlvollen Situationen findet ihr weiter oben unter Vorbild.
Bsp.:
Obwohl ich weiß, dass alle Gefühle wichtig sind, fällt es mir schwer, Wut und andere „negative“ Gefühle bei mir und meinem Kind zu akzeptieren. Ich bin selbst in einer Familie groß geworden in denen Gefühle nicht sein durften und „negative“ Gefühle bestraft worden. O- Ton einer Mutter
Dies ist eine wichtige Erkenntnis, die die Mutter hier gemacht hat. Unsere eigenen Kindheitserfahrungen spielen eine wesentliche Rolle, wie wir mit unseren Gefühlen und den Gefühlen unserer Kinder umgehen. Wenn in unserer Kindheit bestimmte Gefühle unerwünscht waren und wir deswegen beschämt, ausgelacht oder gar bestraft wurden, haben wir diese in unser Unbewusstes verschoben. Mit unseren Kindern haben wir nun die Chance uns diesem Teil in uns wieder zuzuwenden und die Muster unserer Prägungen zu durchbrechen. Gemeinsam mit unseren Kindern können wir über Gefühle reden und neue Wege finden, damit umzugehen. Eltern können einen Perspektivenwechsel vornehmen und überlegen, was sie als Kind gebraucht oder sich gewünscht hätten.
Eltern erlangen wieder Zugriff zu diesen Gefühlen, indem sie alle Gefühle in sich wahrnehmen und erlauben. Oft ist es hilfreich, hinter das Gefühl zu schauen und den Ursprung zu erkennen.
Wut ist häufig ein starkes Gefühl, das andere Gefühle überdeckt. Wenn man hier hinter die Wut schaut erkennt man vielleicht, dass man sich ausgeliefert, hilflos fühlt oder Angst hat.
Auch die sogenannten unerwünschten Gefühle haben eine positive Seite, die wir oft erst erkennen, wenn wir hinter die Ursache des Gefühles kommen, wenn wir die Bedürfnisse hinter dem Gefühl erkennen.
Kinder als Spiegel
Wenn Gefühle der Kinder uns stark berühren, können wir uns diese wieder genauer ansehen, denn vielleicht spiegeln sie uns etwas. Wenn wir uns noch einmal das Kind als Spiegel ansehen, gibt es wieder folgende Möglichkeiten.
- Das Kind spiegelt uns unsere eigenen starken Gefühle, indem es aufbrausend ist oder aggressiv und schreit.
- Das Kind spiegelt uns unsere verdrängten Gefühle, damit wir uns mit ihnen auseinandersetzen.
Fazit:
Alle Gefühle dürfen sein und wollen uns auf etwas aufmerksam machen. Wir sind dafür verantwortlich, wie wir mit ihnen umgehen.
Auch die Kinder dürfen alle Gefühle haben und wir lehren sie den Umgang damit, mit unserem Vorbild, mit unseren Erklärungen.
Kinder haben häufig andere Beweggründe für ihr Verhalten, als Erwachsene. Deshalb lohnt es sich, sich als Erwachsene in die Perspektive des Kindes zu versetzen.
Jüngere Kinder drücken sich verbal noch nicht gut aus und selbst wenn sie es können, reagieren andere Gleichaltrige Kinder nicht darauf. Deshalb sehen sie oft keine andere Möglichkeit aus Wut, Verzweiflung oder Hilflosigkeit körperlich zu werden.
Eltern sollten sich daher das Bedürfnis hinter der Wut ansehen und darauf reagieren. Das heißt, dieses dem Kind verbal zu spiegeln.
Die vielfältigen Gefühle der Kinder
Bsp.:
Zu Besuch in einer Spielgruppe. Die Kinder sind zwischen 1 und 3 Jahren. Emil 1 Jahr alt, fing sehr früh an zu laufen, während Moritz mit seinen 16 Monaten gerade das freie Stehen übt. Emils Lieblingsbeschäftigung scheint es zu sein, durch den Raum zu laufen und alle Kinder zu schubsen. Die meisten Kinder stehen bereits sicher und halten seinem Schubsen stand. Einzig Moritz fällt immer um und beginnt zu weinen. Sofort kommen die Erwachsenen angerannt. Emil scheint es besondere Freude zu machen, Moritz zu schubsen.
Möglicher Grund von Emil
Betrachten wir einmal weshalb Emil schubst. Kinder sind kleine Forscher. Sie forschen, um zu verstehen und zu lernen. Emil erforscht gerade, dass manche Kinder fallen, wenn er sie schubst, andere dagegen nicht. Bei den Kindern, die stehen bleiben, bekommt er kaum eine Reaktion. Bei Moritz dagegen ist das Verhalten interessant. Meistens fällt er um und weit, doch es gibt auch die Momente in denen er nur auf seinen Po plumpst und sich irritiert umschaut. Auch das Verhalten der Erwachsenen, wenn er Moritz schubst, ist interessant. Moritz weint und alle Erwachsenen kommen angerannt. Interessant wie sich die ganze Aufmerksamkeit auf einmal auf ihn lenkt. Emil forscht und versucht zu verstehen, ob und wann Moritz fällt und ob die Erwachsenen immer gleich reagieren.
Verhalten der Eltern / Bezugspersonen:
Statt hinzu stürmen sollten Eltern /Bezugspersonen die Ruhe bewahren, solange keine großen Verletzungen zu erwarten sind. Ruhig gehen sie zu beiden Kinder und auf Augenhöhe der Kinder. Im Idealfall haben die Eltern / Bezugspersonen Emil bereits beobachtet und bemerkt, dass er am forschen ist. Falls dies der Fall ist, können sie ihm sein Verhalten erklären und sagen: „Du läufst schon sicherer als Moritz. Der übt gerade stehen. Wenn du ihn schubst, fällt er um und das tut ihm weh. Ich möchte das nicht.“ Die Eltern können ihm alternativen nennen, wenn er sein eigenes Laufen genießt. „Du kannst hier im Raum laufen. Achte darauf, dass du niemanden umläufst.“
Möglicherweise beachtet Emil den Vorschlag seiner Eltern nicht und rennt wieder zu Moritz, um diesen zu schubsen. Dann können die Eltern ruhig hingehen und Emil noch einmal ruhig erklären. Außerdem können sie ihm eine Konsequenz nennen: „Wenn du noch einmal Emil umschubst, gehen wir nach Hause.“ Beim nächsten Schubser gehen die Eltern zu Emil und mit ihm nach Hause. Kurz erklären sie ihm noch einmal, weshalb sie gehen. Falls Emil auf dem Nachhauseweg fragt, erklären sie es ihm noch einmal ruhig. Doch ohne ein „ich habe es dir doch gesagt“ oder „das hast du jetzt davon“.
Die Eltern können auch vorbeugend wirken. Sobald sie sehen, dass Emil auf Moritz zurennt, können sie seine Energie umlenken, ruhig hingehen, ihn vorher stoppen und ihm einen alternativen Vorschlag machen. „Vorsichtig vorbei laufen.“ Die Eltern können beobachten, womit die beiden Jungen gerne spielen und sie anregen, gemeinsam zu spielen. Dann erhalten beide Jungen die Gelegenheit positive Erfahrungen miteinander zu machen.
Bsp.:
Marie (2 Jahre) aus der Spielgruppe, wird von den Eltern meist mißtrauisch beobachtet, denn Marie beißt öfter andere Kinder. Kein Kind ist vor ihr sicher. Sie beißt die Kinder, die sie mag, genau wie die Kinder, die sie ärgern.
Mögliche Gründe von Marie
Kleine Kinder wissen noch nicht, wie sie ihre vielfältigen Gefühle angemessen ausdrücken können. Sie haben kein Gespür, welche Auswirkungen ihre Handlungen haben und wie weh beißen tut.
Marie setzt beißen in allen möglichen Situationen ein. Wenn sie auf ein Kind wütend ist oder dessen Spielzeug haben möchte, sieht sie keine andere Möglichkeit, um sich durchzusetzen. Sie hat noch keine alternativen Handlungsmuster entwickelt oder verinnerlicht. In dem Alter gelingt es den Kindern in der Regel auch noch nicht sich verbal auszudrücken. Außerdem reagiert das gegenüberstehende Kind meist nicht auf Worte. Somit ist Beißen auch ein Gefühl der Hilflosigkeit bei Marie.
Maries Eltern fällt auf, dass Marie andere Kinder auch zur Begrüßung beißt, wenn sie sich sehr freut oder einfach Hallo sagen will. Möglicherweise ist das Beißen ein Ausdruck ihrer großen Gefühle. Genauso kann es sein, dass Marie Kontakt sucht und nicht weiß, wie sie den aufnehmen soll.
Verhalten der Eltern/Bezugspersonen
Ein erster Schritt liegt darin, die Ursache des Beißens zu beobachten.
Wenn die Ursache ist, dass Marie wütend auf ein Kind ist oder sich dessen Spielzeug nehmen möchte, dann spiegeln die Eltern kurz die Gefühle wieder und erklären ihr, wie sie stattdessen mit der Wut umgehen kann. Möchte Marie das Spielzeug des anderen Kindes spiegeln die Eltern ihr ihren Wunsch und suchen gemeinsam mit den Kindern eine Lösung. „Ihr wollt beide mit dem Auto spielen.“ Manchmal löst sich der Konflikt bereits auf, sobald die Kinder erkennen, dass sie wahrgenommen werden. Falls nicht machen die Eltern Vorschläge, solange die Kinder sich verbal noch nicht ausdrücken können. „Ihr könnt euch abwechseln“ oder „hier habt ihr noch ein Auto. Jetzt kann jeder mit seinem Auto fahren.“
Wenn der Grund darin liegt, dass Marie nicht weiß, wie sie Kontakt aufnehmen kann, zeigen die Eltern Möglichkeiten auf: „Ich habe das Gefühl du willst mit ……. spielen und weißt nicht wie. Du kannst ihr ein der Autos geben oder sie an der Hand nehmen. Und abwarten ob sie will.“
Wichtig ist es, weder die Situation noch die Kinder zu bewerten, sondern sich vor Augen halten, dass es nie Boshaftigkeit des Kindes ist.
Gebissen werden ist meist eine schmerzhafte Erfahrung. Es besteht die Gefahr, dass das beißende Kind in eine Schublade gesteckt wird oder die Kinder der Gruppe vor ihm Angst bekommen.
Vorbeugend aktiv werden
Auch hier können die Eltern / Bezugspersonen vorbeugend aktiv werden. Bis Kind neue Verhaltensmuster gelernt, bzw entwickelt hat, kann es sinnvoll sein, das Kind genauer zu beobachten, wenn es mit anderen Kindern in Kontakt geht. So ist ein ruhiges und direktes Eingreifen möglich, wenn man sieht, dass das Kind beißen möchte. In der Situation können dem Kind alternative Verhaltensmuster aufgezeigt werden.
Bsp.:
Sein Vater beschreibt Laurenz ( 12 Jahre ) als einen umgänglichen Jungen, der immer viel erzählt hat. Seit er 12 Jahre als ist, hat sein Vater dagegen das Gefühl nicht mehr an ihn heranzukommen. Es ist, als würden sie beide nach Streit suchen.
Mögliche Gründe von Laurenz
Laurenz befindet sich am Anfang der Pubertät. Alles an ihm verändert sich, er erkennt sich selbst nicht wieder. Das geht mit starken Gefühlsschwankungen einher, die er selbst oft nicht versteht. Außerdem ist die Pubertät eine wichtige Zeit in der die Kinder sich von ihrer Kindheit lösen und von ihren Eltern ablösen. Durch Diskussionen und Streit lernen Kinder nicht nur sich selbst zu behaupten und ihren eigenen Standpunkt zu vertreten, dadurch fällt auch die anstehende Abnabelung leichter.
Mögliche Gründe für seinen Vater
In unserem Beispiel reagiert nicht nur der Sohn gefühlvoll und impulsiv, sondern auch dem Vater fällt der Kontakt mit und zu seinem Sohn schwer und er reagiert ebenfalls mit starken Gefühlen. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Der Ablöseprozess des Sohnes und somit auch der Abschied von der Kindheit kann beim Vater starke Gefühle auslösen. Vielleicht hatte der Vater in der gleichen Lebensphase negative Erfahrungen mit seinem eigenen Vater gemacht. Leider wiederholt man oft unbewusst eigene Lebensmuster.
Verhalten der Eltern
Auch hier gilt wieder, sich der eigenen Gefühle und Muster bewusst zu werden. Jugendliche in diesem Alter brauchen Erwachsene, die sie ernst nehmen und die das rechte Maß zwischen Distanz und Nähe finden. Sie brauchen Eltern, die das Verhalten des Jugendlichen nicht persönlich nehmen, sondern verzeihen, wenn die Reaktion des Jugendlichen heftig ausfällt. Jugendliche brauchen Eltern, die klar sind und ihre eigenen Grenzen liebevoll doch klar zum Ausdruck bringen.
Vorbeugend aktiv werden
Während der gesamten Kindheit wird man vorbeugend aktiv, indem Eltern immer wieder eine positive Beziehung zum Kind herstellen. Es geht nicht darum, Konflikte zu verhindern, sondern anschließend immer wieder die Verbindung zum Kind herzustellen. Die positive Beziehung ist das Band, das Eltern und ihre Kinder verbindet, auch wenn die Kinder selbst irgendwann erwachsen sind und das eigene Leben leben.
Diese Beziehung entsteht selten von allein, vielmehr erfordert sie ein immerwährendes aufeinander zugehen, sich interessieren, Verständnis haben und Verbindung schaffen.
Siehe hierzu auch: Kinderstreit gelassen begleiten, Bedürfnisorientiert ist nicht grenzenlos, liebevoll erziehen keine Kuschelpädagogik

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