Disziplin, ein Wort, das dem ein oder anderen vielleicht sauer aufstösst. Sicherlich hängt dies mit den eigenen Erfahrungen und der Bedeutung, die wir diesem Wort zukommen lassen, zusammen.

Laut Duden …..

……..bedeutet Disziplin; die Beherrschung des eigenen Willens und der Gefühle, mit dem Ziel, etwas zu erreichen.

Von der Kraft der inneren Disziplin

Als Mutter wäre mir am liebsten, meine Kinder würden glücklich und leicht durch das Leben gleiten. Doch aus meinem eigenen Leben weiß ich, dass auch die schweren Zeiten, die starken Gefühle ein Teil des Lebens sind. Daher ist es wichtig, dass Kinder lernen, auch durch schwere Zeiten zu gleiten, diese auszuhalten und daran zu wachsen.

Eltern haben nicht die Aufgabe, ihren Kindern die Steine aus dem Weg zu räumen, sondern vielmehr sie zu lehren, von Stein zu Stein zu hüpfen.

Eltern haben die Aufgabe, ihre Kinder zu stärken, um schwierige Zeiten und innere Widerstände zu überwinden.

Denn:

Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein erwächst aus dem Bewusstsein und dem Vertrauen in sich selbst, mit Schwierigkeiten fertig zu werden.

Denn:

Das Ich bildet sich an Herausforderungen.

Innere Disziplin wird benötigt, …..

  • …..um Hindernisse zu überwinden
  • …..eine Sache konzentriert zu Ende zu bringen
  • ……Ziele zu verfolgen
  • …..Durststrecken zu überwinden
  • …..sich anzustrengen
  • …..Gewohnheiten, die nicht guttun, zu lassen
  • …..Frustrationen auszuhalten

Womit innere Disziplin nichts zu tun hat, ist mit dem Wort „muss“.

Es geht nicht darum, an einem Ziel dran zu bleiben, weil man muss, sondern aus einer inneren Motivation heraus, weil man will.

Innere Disziplin sorgt jedoch dafür, dass Durstrecken überwunden werden. Denn diese können entstehen, selbst wenn der Wunsch und das Ziel aus innerer Motivation entstanden sind.

Innere Disziplin bedeutet auch nicht, an einem Ziel festzuhalten, obwohl sich während des Weges neue Ziele ergeben haben.

Innere Disziplin bedeutet, mit sich im Kontakt zu sein, angetrieben von einer inneren Motivation und dem eigenen Weg folgen, auch wenn Schwierigkeiten, Durststrecken oder Zweifel auftreten.

Wie stärken bzw erhalten Eltern ihren Kindern ihre innere Disziplin bzw innere Motivation

Wer kleine Kinder beobachtet, die kein Handy oder Tablett zur Verfügung hat, stellt fest, dass Kinder sich Aufgaben stellen und solange dabei bleiben, bis sie diese Aufgabe schaffen und beherrschen. Kinder haben von Natur aus, einen starken Drang und eine Neugier, zu wachsen und sich zu entwickeln. Dabei folgen sie ihrem inneren Antrieb. (siehe auch Kinder fördern)

Alles bestens, könnten wir jetzt sagen.

Doch: Leider verlieren Kinder diese Kunst, bzw wird sie ihnen unbeabsichtigt abtrainiert.

Handy und Tablet gar nicht oder bewusst und kurz einsetzen

Besonders achtsam sollte man hierbei mit dem Gebrauch von Handys sein. Der Gebrauch von Handys vor allem in der Kleinkindzeit hat Einfluß auf die Entwicklung des Gehirns und auf die Konzentrationsfähigkeit der Kinder. Ein 2 jähriges Kind, das ein Handy in den Händen hält, wirkt als würde seine ganze Aufmerksamkeit vom Handy aufgesaugt. Die Umwelt ausgeblendet, starrt es auf das Handy. Der Gebrauch des Handy lehrt uns nicht, uns zu konzentrieren, sondern uns abzulenken und die schnelle Befriedigung zu suchen.

Doch im realen Leben sind andere Fertigkeiten gefragt. Auf ein Ziel, einen Traum hinzuwirken, bedeutet, durchzuhalten, Rückschläge, hinnehmen und immer wieder trotz aller Widrigkeiten, daranbleiben. Bsp.: ein Instrument lernen, ein Legohaus bauen Ein Erfolg stellt sich meist erst nach einer gewissen Zeit und ständigen Bemühungen ein.

Ihr merkt, dass genaue Gegenteil von dem leichten Kick beim Gebrauch des Handys.

Damit Handy oder Tablett für Kinder uninteressant werden, brauchen sie Erwachsene, die ihnen Alternativen anbieten, die sich Zeit für sie nehmen.

Bsp.: Einige Jahre arbeitete ich als Erzieherin in einem Spielzimmer einer Kinderstation eines Krankenhauses. Häufig griffen die Kinder zum Handy, um sich abzulenken. Sobald wir sie jedoch mit ins Spielzimmer nahmen, wurde das Handy uninteressant und sie spielten. Genauso wenn wir in ihr Zimmer gingen und uns dort mit ihnen beschäftigten, gaben sie immer uns und dem Spiel den Vorrang. Doch sie benötigten die Anwesenheit von Erwachsenen, die sich für sie interessierten.

Kinder in ihren Beschäftigung nicht unterbrechen

Wenn Kinder konzentriert spielen, lesen, malen sollten sie nur in dringenden Fällen unterbrochen werden. Jetzt werden viele Eltern sagen, wenn mein Kind spielt, werde ich es auf keinen Fall unterbrechen.

Dies dachte ich auch, denn ich war mir sicher, ich würde mein Kind nicht unterbrechen, wenn es beschäftigt ist. Zu kostbar ist diese Me-Time. Doch dann stellte ich fest, dass ich zu meiner spielenden Tochter ging, ihr zusah und sie bestärkte: Du spielst toll. Schon hatte ich sie aus ihrer Konzentration gerissen.

Statt dessen nur hingehen, eingreifen, wenn man merkt, dass sie nicht weiterkommen oder sich ratsuchend an uns wenden. Dann und erst dann können wir mit den Kindern ins Gespräch kommen und mit ihnen gemeinsam, Wege finden.

Kinder, die noch nicht reden, zeigen uns durch ihre Mimik und Töne, wenn sie unsere Unterstützung benötigen. Dann können wir sie ermutigen, es erneut zu probieren oder ihnen kleine Hilfestellungen aufzeigen.

Nichtstun ermöglichen

Einfach mal Nichtstun in den Himmel oder in die Luft starren, erdet uns oft wieder in uns selbst, lässt neue Ideen entstehen oder gibt neue Energie.

Gerade für Kinder ist es gut, unverplante Zeit zu haben, um Situationen zu verarbeiten, nachzuspielen und einfach nur, Kraft zu tanken.

Wahre Stärke liegt im Warten

Die Erdbeeren im Winter, das Handy im Nikolausschuh, die teuren Turnschuhe…..

Heutzutage haben wir meist die Möglichkeit, unsere Bedürfnisse und Wünsche zeitnah zu erfüllen. Warum sollen Kinder davon nicht profitieren.

Nun, innere Disziplin ist wie ein Muskel, der durch Training wächst. Je regelmäßiger er trainiert wird, desto stärker wird er. Auf etwas Warten trainiert diesen „Muskel“.

Für etwas Sparen auf das man sich freut, nährt zum einen die Vorfreude, stärkt die innere Disziplin und lässt erkennen, ob wir etwas wirklich wollen oder nur einer kurzen Wunschbefriedigung folgen.

Warten können, bedeutet auch, Gelüste, Bedürfnisse und Wünsche aufschieben zu können und damit auch zu erkennen, dass man nicht von diesen und ihrer Erfüllung abhängt.

Wer warten kann ist seinen Wünschen und Gelüsten nicht ausgeliefert.

Wichtig: Dabei geht es nicht um die existentiellen Bedürfnisse, / die Grundbedürfnisse, wie Aufmerksamkeit, Liebe, Achtung, Essen, trinken, ….., die aufgeschoben werden können / sollen, sondern um die Wünsche, die „nice to have“ sind und oft dem Materiellen entspringen.

Hinter diesen Wünschen/ Gelüsten steht meist ein anderes Bedürfnis. Der Wunsch, den ganzen Tag am Tablett zu verbringen, ist möglicherweise ein Hilferuf – beschäftigt euch mit mir mit Themen, die mich interessieren, – zeigt mir, dass euch die Zeit mit mir wichtig ist

Der Wunsch nach den teuren Turnschuhen ist möglicherweise der Wunsch dazuzugehören. Zu der Clique, zu den anderen.

Wie können Eltern reagieren, wenn sie dem Kind einen Wunsch verwehren, damit das Kind sich trotzdem gesehen fühlt?

Auch hier ist es wichtig, dem Kind den Wunsch zu spiegeln, nach dem Grund zu fragen, wieso es gerade diese Turnschuhe will. Und ihm erklären, wieso wir ihn nicht erfüllen wollen und welche Alternativen das Kind hat.

Bsp.: Mario wünscht sich die teuren Turnschuhe, dabei hat er gerade erst von seinen Eltern neue Turnschuhe bekommen, da die alten zu klein waren. Seine Mutter sagt ihm: „Die Turnschuhe dort gefallen dir sehr gut. Was gefällt dir bei denen besser, als bei denen, die wir gekauft haben.“ Durch Fragen ins Gespräch kommen und das Bedürfnis hinter dem Wunsch erkennen. Im zweiten Schritt dem Kind erklären, wieso wir ihm die weiteren Turnschuhe nicht kaufen wollen. Gemeinsam mit dem Kind kann eine Lösung gefunden werden, z.Bsp. das Kind spart einen Teil und die Eltern geben etwas hinzu oder das Kind wünscht sich diese zu einem nächsten Geburtstag.

Weitere Ideen findet ihr hier: Bedürfnisorientiert heißt nicht grenzenlos

Bei Entscheidungen bestärken

Viele kennen sie, die Zweifel, die uns überfallen, wenn wir eine Entscheidung getroffen haben oder etwas angefangen haben und die ersten Hürden, Kritiken eintrudeln. Uns von diesen Zweifeln nicht betäuben zu lassen, sondern vielmehr sie zur Reflektion nutzen, hilft auf dem Weg zu bleiben.

Wir lehren Kinder, Entscheidungen zu treffen, wenn wir sie wählen lassen in ihren eigenen Belangen. Je jünger das Kind ist, desto begrenzter sollte die Auswahl sein. Wenn das Kind entschieden hat und später Zweifel bekommt, können Eltern es bestärken, dass seine Entscheidung gut war und es zu einem späteren Zeitpunkt erneut wählen kann. ( Bsp. Kleidung, Essen, Spielsachen )

Feedback statt Loben oder Tadeln

Die extrinsische Motivation kommt ins Spiel, sobald wir beginnen, Kinder zu loben oder zu tadeln. Dann schauen sie nicht mehr danach, was sie in ihrem Inneren spüren, sondern danach, was ihre Eltern erwarten und wollen. Denn auch wenn es nicht immer den Anschein hat, Kinder wollen mit den wichtigsten Menschen in ihrem Leben kooperieren und das sind nun mal, je jünger die Kinder sind, ihre Eltern.

Um Kindern, die innere Motivation zu erhalten ist es daher sinnvoll, statt zu loben, diesen ein Feedback zu geben.

Rhythmus entwickeln und Gewohnheiten aufbauen

Gewohnheiten zu entwickeln, einen Tagesrhythmus zu haben gibt Sicherheit. Dann muss nicht jede Aktivität neu gedacht, neu entschieden werden.

Bsp.:

Gemeinsam mit seinem Sohn Hugo (8 Jahre) hat Manuel, ein festes Abendritual vereinbart. Vor dem Abendessen packen beide ihre Sachen für den nächsten Tag. Außerdem schauen sie, ob sie noch etwas für den nächsten Tag erledigen müssen. Falls ja nutzen sie die Zeit vor dem Abendessen dafür. Nach dem Abendessen räumen sie den Tisch ab und verbringen Zeit miteinander. Auch das abendliche Ins-Bett-gehen ist ritualisiert, so dass Hugo den Ablauf kennt und verinnerlicht hat. Natürlich verlaufen die frühen Abende am Wochenende und an manchen Tagen anders, doch gerade die Ins-Bett-Geh Situation läuft immer gleich ab.

Gewohnheiten können sich mit dem Alter der Kinder verändern, daher immer wieder prüfen, ist die Gewohnheit noch stimmig oder ist es an der Zeit, diese zu verändern und einen neuen Rhythmus zu finden.

Wichtiges am Schluss

Wichtig ist natürlich, dass die Grundbedürfnisse des Kindes nach Zuneigung, Annahme, Liebe, Essen, Trinken……erfüllt sind. Denn erst wenn diese erfüllt sind, kann das Kind gut auf etwas verzichten. Ansonsten jagt es dauernd der Erfüllung hinterher.

Was behindert die Stärkung der Disziplin:

  • wenn Kinder bewertet und vor allem abgewertet werden, durch abwerten, auslachen, beschämen, blosstellen…..
  • wenn Kinder kritisiert werden, statt dessen ein Feedback geben.
  • Vergleiche mit anderen, man sollte einen Menschen immer nur mit sich selbst vergleichen, wenn man schon vergleichen will.
  • wenn wir dem Kind etwas abnehmen, was es selbst schon kann und selbst machen will.
  • wenn wir das Kind klein halten, weil wir ihm nichts zutrauen
  • wenn Erwachsene/Bezugspersonen ihre Erwartungen und /oder Ängste auf das Kind übertragen

Stolperfallen der Eltern

Eigene Kindheitsmuster

Die eigene Kindheit und die Glaubenssätze unserer Eltern prägen unseren Umgang mit uns selbst, genauso wie mit unseren Kindern.

Bsp.:

Hugo ist zwei Jahre älter als sein Bruder Lasse. Vom Charakter könnten die beiden unterschiedlicher nicht sein. Hugo ist impulsiv und probiert gerne etwas Neues aus. Genauso schnell wie er beginnt, beendet er jedoch Sachen wieder. Lasse dagegen ist gewissenhaft und beschäftigt sich stundenlang mit einer Sache. Vater Konrad war in der Kindheit wie sein Sohn Hugo. Ständig hörte er von seinen Eltern: „du musst an was dran bleiben. Im Leben braucht man Ausdauer und kann nicht ständig Neues beginnen.“ Tief haben sich diese Sätze in ihn eingegraben. Automatisch gibt er sie an Hugo weiter und vergleicht ihn mit seinem Bruder, der viel gewissenhafter ist.

Hugo wird nicht verinnerlichen, dass sein Vater sich Sorgen macht und deshalb versucht, ihn durch Worte und Vergleiche zu einem, seiner Ansicht nach, positiverem Verhalten zu bewegen. Hugo wird verinnerlichen, dass er nicht genügt und sich verändern muss. Nebenbei wird vielleicht Konkurrenz zwischen den Brüdern aufgebaut.

Eigene Erwartungen und Vorstellungen

Eltern wollen, dass ihre Kinder glücklich sind /werden. Dabei kann es leicht geschehen, dass Eltern zu wissen meinen, was für ihr Kind das Beste ist und dabei das Kind aus den Augen verlieren. Durch die Beobachtung und Gespräche mit dem Kind, können Eltern es kennenlernen, um ihm gerecht zu werden und nicht die eigenen Erwartungen auf das Kind zu projizieren.

Durch Selbstreflexion können Eltern sich ihre eigenen Erwartungen und Vorstellungen bewusst machen und sie bei sich bearbeiten. Hilfreich ist es hier, dass Kind als Spiegel zu sehen. Es zeigt uns, unsere unbewussten Anteile.

Konfliktvermeidung

Der Schritt etwas Neues zu lernen oder ein Ziel zu verfolgen ist nicht nur mit Erfolg gekrönt. Er erfordert Anstrenung, Niederlagen und damit einhergehend starke Gefühle. Je nachdem wie Eltern den Umgang mit Gefühlen und Konflikten in der eigenen Kindheit erfahren haben, versuchen sie Gefühle und Konflikte auch für ihre Kinder zu vermeiden oder sie helfen den Kindern, diese konstruktiv zu bewältigen.

Bsp.:

Laura (7 Monate) ist sehr neugierig und würde am liebsten die Welt sitzend betrachten. Sobald die Mutter sie auf die Decke legt, verzieht sie den Mund zum Weinen. Schnell nimmt die Mutter sie auf und setzt sie hin. Damit sie stabil sitzt, stützt sie die Seiten mit Kissen ab. Laura hört zwar auf zu weinen, sitzt jedoch angespannt und starr, da sie noch nicht die nötige Balance entwickelt hat.

Lauras Mutter hält es nur schlecht aus, wenn ihre Tochter weint. Außerdem möchte sie, dass ihre Tochter glücklich und fröhlich ist. Deshalb versucht sie alles zu vermeiden, was in ihren Augen negative Gefühle hervorrufen könnte.

Was lernt ihre Tochter daraus? Sie lernt nicht, die inneren Spannungen auszuhalten, die Anstrengung und Scheitern mit sich bringen. Sie lernt, negative Gefühle zu vermeiden. Die Mutter macht sie im Grunde von sich abhängig, da Laura nicht durch eigene Anstrengung lernt, etwas zu erreichen und die schweren Gefühle, die damit einhergehen, auszuhalten.

Außerdem baut Laura keine oder eine geringe Frustrationstoleranz auf. Diese wächst, wenn Kinder lernen, Frustrationen auszuhalten und bei der Bewältigung postitiv begleitet werden.

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Ich bin Isabel

Herzlich willkommen auf meinem Blog über ganzheitliche Pädagogik und innere Entwicklung.

Ganzheitliche Pädagogik berücksichtigt das Kind in seiner Ganzheit als Körper, Geist und Seele, sowie in der Wechselwirkung mit seiner Familie und seinem Umfeld.

Dieser Blog möchte Impulse geben, die den eigenen Blickwinkel erweitern, das eigene Verhalten reflektieren, um den eigenen Herzensweg mit seiner Familie zu finden.

Freut euch auf einen Blog mit Ideen, um Alltagssituationen klar und friedlich zu lösen und sich selbst weiter zu entwickeln.

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