Mich in meinem Kind gespiegelt zu sehen, war die wunderbarste Erkenntnis, die meine Beziehung zu meiner Tochter am nachhaltigsten verändert hat. Auf einmal erkannte ich, dass ich noch soviel an ihr herumerziehen kann, solange ich mich nicht selbst verändere, hat es wenig Wirkung.

Wer Kinder hat oder mit Kindern zu tun hat, wird diese Aussage sicher unterschreiben.

Das was in uns ist, begegnet uns im Aussen wieder. „Erkenne dich selbst“, dieser Spruch stand einst über dem Eingang des Orakels von Delphi. Letztendlich besteht ein Sinn des Lebens darin, sich weiterzuentwickeln, sich selbst zu erkennen. Unsere Spiegel im Aussen sind dabei Informationsüberbringer für uns. Denn jeder Mensch sieht die Welt aus seiner Sicht. Unsere Spiegel erweitern diese Sicht und helfen uns, unbewusste Seiten in uns zu erkennen. Unsere Spiegel helfen uns, bewusst zu werden. Der Schlüssel der Veränderung liegt in der Bewusstwerdung.

Auch wenn ich mich in der ganzen Welt spiegele, so sind die Menschen, die uns am nächsten stehen, die uns emotional berühren, unsere größten Spiegel.

Unsere größten und sensibelsten Spiegel sind dabei unsere Kinder. Sie sind unsere größten Entwicklungshelfer.

Rein und offen stehen sie dem Leben gegenüber. Sie haben noch keine Masken, Schutzschilder aufgebaut, um sich abzugrenzen oder zu verstellen.

Kinder spiegeln die Atmosphäre

Beispiel:

Simone eine alleinerziehende Mutter, ist auf der Suche nach einer neuen Partnerschaft. Ihre Gedanken sind von der Suche besetzt. Für ihre zehnjährige Tochter Laura fehlt ihr Muße und Geduld. Am liebsten wäre ihr, sie würde einfach funktionieren. Wenn Laura etwas fragt, hört sie nur halbherzig zu. Laura zieht sich immer mehr zurück. Bestätigung sucht sie bei ihren Klassenkameradinnen. Als die coolste ihr verspricht, dass sie in die Clique aufgenommen wird, wenn sie eine Mutprobe besteht, wirft Laura alle Moralvorstellungen über den Haufen. (aus: Simones Erbe)

Weiter Beispiele findet ihr in meinen Büchern

Unbewusst passen sich unsere Kinder den Rahmenbedingungen und der Atmosphäre an, die wir für sie schaffen. Darf das Kind Fehler machen, ohne dafür bewertet zu werden, darf es seine Gefühle zeigen, ohne dass diese heruntergespielt werden? Ist das Kind von einer Atmosphäre der Liebe und Achtung umgeben? Strahlt das Umfeld Ruhe und Zeit aus, damit das Kind sich in Ruhe ausprobieren kann?

Wie in eine Wolke eingebettet, umgibt uns unser Energiefeld. In diesem sind unsere Gefühle, Einstellungen, Gedanken und Erwartungen gespeichert. Dieses Energiefeld strahlt in unsere Umgebung. Gut spürbar ist dies, wenn wir einen Raum betreten in dem sich wütende Menschen befinden. Selbst wenn wir vorher gut gelaunt waren, fällt es uns oft schwer, in dieser guten Laune zu bleiben. Wut ist ein sehr starkes Gefühl, dass viel Raum einnimmt.

Doch auch die anderen Gefühle und Einstellungen strahlen in den Raum. Sie sind häufig subtiler wahrzunehmen. Je sensibler ein Mensch, desto intensiver nimmt er diese Schwingungen wahr. Gerade Kinder sind sehr sensibel und offen für die Schwingungen.

Reflexion:

Im Alltag funktionieren wir oft und nehmen die Atmosphäre, die wir um uns schaffen, kaum wahr. Hier lohnt es sich, öfters inne und uns diese Stimmung bewusst zu machen. Setzen Sie sich in einem ruhigen Augenblick in eines Ihrer Hauptzimmer und spüren Sie in die Atmosphäre. Nehmen Sie auch die kleinen Schwingungen wahr, ohne sie zu bewerten und fragen sie sich, ist das eine Atmosphäre, in der Kinder sich gut entwickeln können? Fühle ich mich wohl?

Wenn dies nicht der Fall ist, denken Sie daran, wichtig ist, dass uns etwas bewusst wird. Denn nur was uns bewusst wird, können wir verändern. Wenn Sie erkannt haben, was Sie ändern wollen, überlegen Sie alleine oder mit ihrer Familie wie Sie dies erreichen können. Im obigen Beispiel könnte Simone damit beginnen, ihrer Tochter wieder mehr Zeit zu widmen, schöne Dinge mit ihr unternehmen und sich gegenseitig zuzuhören.

Erziehung ist Selbsterziehung

Beispiel:

Wer den 7jährigen Anton und seinen Vater von Weitem sieht, könnte die Beiden für Zwillinge halten, wenn der Größenunterschied nicht wäre. Der gleiche schlurfende Schritt und die gleiche Haltung, wenn sie stehen bleiben und Bekannte begrüßen. Doch sie sind sich nicht nur im äußerlichen ähnlich. Anton ist genauso aufbrausend wie sein Vater. Wenn ihm etwas nicht gelingt oder er an Grenzen stößt, wird er schnell wütend. Er macht sich über die Schwächen anderer Menschen lustig, wie sein Vater. Genau wie sein Vater ist Anton zielstrebig. Er gibt nicht so schnell auf, was er einmal begonnen hat, bringt er zu Ende.

Immer wieder ermahnt der Vater seinen Sohn, er solle die Füße beim Gehen richtig heben und nicht immer so schnell ausrasten. Das er selbst durch die Gegend schlurft und schnell aufbraust, wenn etwas nicht gelingt, nimmt er nicht wahr.

Der Vater kann Anton noch so oft ermahnen, bestrafen und ein anderes Verhalten von ihm verlangen. Solange der Vater sein eigenes Verhalten nicht verändert, bleibt jedes herumerziehen am Sohn fruchtlos. Ändert der Vater das Verhalten bei sich, wird sich dieses auch beim Sohn ändern. Nicht von heute auf morgen, doch mit der Zeit.

Erziehung bedeutet immer auch, das eigene Verhalten reflektieren, sich seine Spiegel und das eigene Verhalten ehrlich anzusehen.

Kinder lernen durch Beobachtung. Näheres dazu findet ihr hier

Kinder übernehmen unbewusst die Muster ihrer Eltern oder engen Bezugspersonen. Daher fängt jede Erziehung bei dem zu Erziehenden an.

Selbstreflexion:

Wenn wir unsere Spiegel anschauen, entdecken wir oft Seiten in uns, die wir ablehnen und von denen wir nie dachten, dass sie in uns liegen. Dabei ist es wichtig, die Spiegel als Information zu sehen und und mit Liebe für uns selbst, darauf zu blicken. Sie sind unsere Chance, etwas zu erkennen, um es verändern zu können. Denn um etwas zu verändern, muss es uns bewusst werden.

Das obige Beispiel war sehr offensichtlich. Doch es gibt auch Beispiele, die weniger offensichtlich sind:

Veränderung beginnt in uns

Beispiel:

Maria (13 Jahre) steckt mitten in der Pubertät. Ihrer Mutter gegenüber verhält sie sich respektlos. Sie hält sich die Ohren zu, ignoriert ihre Mutter, wenn diese mit ihr redet.

Auch Marias Mutter hat bereits alles versucht. Sie hat mit Maria geredet, geschimpft, doch nichts fruchtet. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, worauf das Verhalten von Maria ihre Mutter aufmerksam machen kann.

  • Marias Verhalten kann das Verhalten ihrer Mutter ihr gegenüber spiegeln. D.h. Marias Mutter geht ebenfalls respektlos mit Maria um. In diesem Fall müsste Marias Mutter anfangen, ihrer Tochter respektvoll begegnen. Dann würde sich auch das Verhalten ihrer Tochter ändern.
  • Marias Verhalten kann jedoch auch das Innere ihrer Mutter wiederspiegeln und die Mutter bringt sich selbst keinen Respekt entgegen, indem sie sich selbst nicht akeptiert und ihre eigenen Grenzen nicht ernst nimmt. In diesem Fall ist es erforderlich, dass Marias Mutter lernt sich selbst zu respektieren. Je mehr sie sich selbst respektiert, desto mehr wird sich das Verhalten ihrer Tochter anpassen.

Neben der Selbstreflexion und der darauffolgenden Verhaltensänderung kann Marias Mutter ihr Tochter mitteilen, dass sie das Verhalten verletzt, ärgert, etc. Doch Worte werden auch hier wenig verändern, wenn die Mutter nicht das eigene Verhalten oder Einstellung verändert.

Akzeptiere dich selbst

Beispiel:

Tom ( 9 Jahre) ist ein introvertierter Junge. Er spielt am liebsten alleine. Die anderen Jungen sind ihm zu laut und zu wild. Seine Mutter ermahnt ihn und fordert ihn auf, sich doch mal zu trauen. Sein Verhalten ist ihr ein ständiger Dorn im Auge

Was seiner Mutter nicht auffällt ist, dass sie selbst zurückhaltend ist. Bei Festen hält sie sich stets im Hintergrund auf, in Gruppen traut sie sich nur selten, vor den anderen zu reden. Doch sie lehnt diese Eigenschaft bei sich selbst ab und hat sie verdrängt. Durch sein Verhalten fordert Tom sie auf, diese Eigenschaft bei sich selbst, wieder bewusst zu machen und zu akzeptieren. Wenn die Mutter sie bei sich akzeptiert hat, kann sie sie auch bei ihrem Sohn akzeptieren. Wenn wir etwas in uns akzeptieren und annehmen, kann es sich verändern. Wobei introvertiert sein, keine Eigenschaft ist, die verändert werden muss. Es sei denn, wir fühlen uns in unserer Entwicklung dadurch gehemmt und verhalten uns nicht ungezwungen.

Doch auch das Gegenteil kann der Fall sein. Die Mutter ist extrovertiert und steht gerne im Mittelpunkt. Das sie mit ihrem Verhalten oft andere Menschen brüskiert, fällt ihr nicht auf. Unbewusst denkt sie, dass Extrovertiertheit der Schlüssel zum Glück ist. Sie möchte, dass ihr Sohn glücklich ist und ermuntert ihn ständig, mehr aus sich herauszugehen und zu trauen. Bei ihrem Sohn dagegen kommt an, „Ich bin falsch. Ich muss mich verändern, damit ich geliebt werde.“ Er beginnt, sich zu verstellen und seine Introvertiertheit abzulehnen. Für die Mutter dagegen könnte ihr Sohn mit seiner Zurückhaltung ein Spiegel sein, öfter einmal inne zu halten und die anderen Menschen mehr im Blick zu haben.

Selbstreflexion:

Was spiegelt mir mein Gegenüber? Welche Gefühle entstehen in mir? Welche Eigenschaft in mir, will ich nicht sehen? Im nächsten Schritt können wir diese Eigenschaft und/oder dieses Gefühl in uns lieben lernen. Das gelingt leichter, wenn wir uns anschauen, wozu diese Eigenschaft oder dieses Gefühl nützlich ist oder war und welche positiven Seiten es hat.

Kinder spiegeln unsere Stimmungen

Beispiel:

Bevor ich mit meiner Tochter in Urlaub fahren wollte, war ich, neben aller Freude auf die Reise, auch sehr aufgeregt. Meine Tochter spürte diese Unruhe und übernahm sie. Regelmäßig stritten wir uns vor den Reisen, bis ich mich einmal hinsetzte und mich selbst reflektierte. Nachdem mir bewusst wurde, dass es wir uns vor jeder Reise stritten, konnte ich bei der nächsten Reise vorher innehalten. Anstatt einfach aufgeregt oder genervt zu sein, sagte ich meiner Tochter: „Wir verreisen wieder. Ich freue mich schon sehr, bin allerdings auch aufgeregt.“ Dadurch, dass ich meine Stimmung ausgesprochen hatte, nahm ich ihr das Unbewusste. Interessanterweise verbesserte sich auch meine Stimmung dadurch und wir begannen unsere Reisen entspannt.

Dass Kinder unsere Stimmungen spiegeln, lässt sich gut bei Säuglingen und Kleinkindern erkennen. An Tagen an denen ich als Mutter wegen schlechtem Schlaf gereizt war oder einfach nur, einen schlechten Tag hatte, war auch meine Tochter unruhiger. Solche Tage gibt es und mir half immer, dass auf solche Tage, die ich häufig nicht verändern konnte, auch wieder andere folgen.

Das laute Aussprechen von Stimmungen und Gefühlen macht uns diese bewusst und das Gegenüber versteht leichter, weshalb wir uns wie verhalten.

Verhalten unpersönlich nehmen

Beispiel:

Die 2 jährige Sina ist wütend und wenn sie wütend ist, dann haut sie. Ihre Mutter, ihre Freundin, ihren jungen Brüder. Ihre Eltern sind hilflos. Sie selbst leben ihr das nicht vor. Sie haben bereits reflektiert, ob sie selber versteckte Wut haben oder Konflikte scheuen. Doch beides ist nicht der Fall. Sie gehen Konflikte konstruktiv an, reden mit ihrer Tochter über die eigenen Gefühle und erklären ihr, dass sie, wenn sie wütend sind erst einmal durchatmen. Sie reden mit ihr, zeigen Alternativen, doch nichts scheint zu fruchten. Und dann stellen sie fest. Es war nur eine Phase. Sina hatte keine anderen Möglichkeiten, die Wut, die sie wie ein Tsunami überrollte, zum Ausdruck zu bringen. Nach dieser Phase übernimmt ihre Tochter immer mehr die alternativen Verhaltensmuster.

Wie dieses Beispiel zeigt, ist nicht jedes Verhalten der Kinder in diesem Spiegelgesetz begründet.

Kinder durchlaufen verschiedene Entwicklungsstufen, in denen sie sich körperlich, sowie in ihrer Persönlichkeit weiterentwickeln. Dabei durchlaufen sie verschiedene Phasen.

Kinder unsere größten Entwicklungshelfer

Der Sinn des Lebens ist Entwicklung. Kinder und die Menschen mit denen wir emotional verbunden sind, berühren uns tief in uns. Besonders die Verhaltensweisen, die uns triggern, wollen uns auf etwas aufmerksam machen. Doch es lohnt sich auch, den Blick auf unsere positiven Spiegel zu lenken. Denn häufig beachten wir diese genauso wenig, da uns in der eigenen Kindheit Sätze wie „Bescheidenheit ist eine Zier“, „sei nicht so stolz“…..eventuell geprägt haben. Doch wir sollten die positiven Spiegel genauso wahrnehmen und feiern.

Dabei spiegeln Kinder nicht nur unsere bewussten Einstellungen, sondern eben auch unsere unbewussten. Sie fordern uns auf, uns gemeinsam mit ihnen zu entwickeln. Bei aller Bewusstwerdung ist es immer wieder wichtig, dass Eltern auch mit sich selbst, achtsam und liebevoll umgehen, damit sie die Freude daran, sich mit ihren Kindern weiterzuentwickeln, nie aus den Augen verlieren. Hierzu gibt es bei der bedürfnisorientierten Erziehung und gelassene Eltern weitere Impulse.

Kinder sind jedoch kein unbeschriebenes Blatt, wenn sie auf die Welt kommen.

  • Sie bringen bereits einen eigenen Charakter mit, der sich im Laufe des Lebens erweitert, ergänzt und gefüttert wird von den Erfahrungen und Prägungen, die das Kind durch seine Umwelt und seine Gedanken darüber macht.
  • Die Seele des Kindes bringt ihre eigenen Lebensaufgaben mit. Sie möchte besondere Erfahrungen machen, um weiter daran zu reifen und sich zu vervollkommnen.
  • Das Kind durchläuft verschiedene Entwicklungsstufen in seiner Kindheit, Jugend und Erwachsenenleben.

Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, findet weitere Erkenntnisse in meinem Roman „Ragnas Spiegel“.

Kinder wollen und brauchen keine Eltern, die sich als perfekt hinstellen, sondern Eltern, die sich gemeinsam mit ihnen entwickeln. Auch darin sind Eltern Vorbild, sie zeigen ihren Kindern, dass man sich ein Leben lang entwickeln kann. Entchuldigen.

Selbstreflexion wichtig und sich die eigenen Gedanken, Einstellungen, Verhalten ehrlich anzusehen.

Selbsterziehung

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Ich bin Isabel

Herzlich willkommen auf meinem Blog über ganzheitliche Pädagogik und innere Entwicklung.

Ganzheitliche Pädagogik berücksichtigt das Kind in seiner Ganzheit als Körper, Geist und Seele, sowie in der Wechselwirkung mit seiner Familie und seinem Umfeld.

Dieser Blog möchte Impulse geben, die den eigenen Blickwinkel erweitern, das eigene Verhalten reflektieren, um den eigenen Herzensweg mit seiner Familie zu finden.

Freut euch auf einen Blog mit Ideen, um Alltagssituationen klar und friedlich zu lösen und sich selbst weiter zu entwickeln.

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